Zukünftige Nutzung der Deponie Froschgraben
Aktuelle Diskussion
Der Abnahme-Vertrag der AVL mit der Region Stuttgart soll um 3 Jahre verlängert werden
Unter dem Titel "Bürgermeister fordern Solidarität" berichtet die LKZ am 18.10.24 über die Diskussion im Kreistag Luewigsburgs zur weiteren Abnahme von Bauschutt aus der Region Stuttgart: Die AVL soll von der Region Stuttgart weiter zur Bauschuttdeponierung verpflichtet werden. Statt bisher alle 5 Jahre soll der Vertrag dazu diesmal nur um 3 Jahre verlängert werden. Die (Ober-)Bürgermeister von Schwieberdingen und Vaihingen, S. Benker und U. Skrzypek fordern ein klares Bekenntnis des Kreistags und der Region, dass sie und ihre Nachbarkommunen bei der künftigen Deponiesuche außen vor bleiben sollen. Schwieberdingen sei bereit, über eine Verlängerung bis zum – baldigen - Erreichen der Verfüllmenge zu verhandeln, nicht aber über eine Ausweitung der Deponiefläche (im Gespräch Richtung Markgröningen) und verlangt dafür einen Beschluss statt nur wieder eine mündliche Zusage. Dagegen ist für Vaihingen (Deponie Burghof) das Erreichen der finalen Verfüllmenge noch nicht absehbar.
Never ending story?
Während des Planfeststellungsverfahrens zu einer Deponieerhöhung der Erddeponie Am Froschgraben ging die Gemeinde Schwieberdingen davon aus, dass diese im kommenden Jahr, 2025, geschlossen werden sollte (LKZ 1222). Kriterium sollte sein, dass die Deponie dann vollständig aufgefüllt wäre. Bestärkt wurde diese Auffassung in einem Workshop 2014 der AVL mit der Gemeinde Schwieberdingen zur späteren Nutzung der Deponie.
Inzwischen wird von einer Schließung der Deponie nicht vor 2035 ausgegangen. Die zögerliche Suche nach der dafür verantwortlichen Region Stuttgart nach einer Alternative lässt befürchten, dass auch dieser Termin nicht gehalten werden kann - oder soll?
2019 hat die AVL eine FAQ-Seite eingerichtet, die dazu Stellung bezieht. Bei unserem Treffen am 18.03.24 haben wir die Situation vor allem auf Basis von AVL-Daten 2020-2022 näher beleuchtet und in "Deponie und kein Ende" zusammengefasst.
Windrad oder Photovoltaik
Neben der späteren Nutzung der Flächen für z.B. Freizeitangebote (von Kernkraftgegnern abgelehnt) oder für Biotope wurde auch schon 2015 vorgeschlagen, die exponierte Lage für ein Windkraftwerk zu nutzen oder heute alternativ für ein Photovoltaik-Feld.
Gegen den Vorschlag, ein Windrad auf der Deponie zu bauen, gab es beim Workshop 2015 den Einwand, dass der Froschgraben eine Einflugscheiße für Hubschrauber zu Bosch und zur RKI-Klinik in Markgröningen wäre. In Anbetracht der diversen Hochspannungstrassen müsste geklärt werden, ob ein Windrad hier trotzdem genehmigt werden könnte.
Schon 2015 sah der Regionalausschuss aber den Standort "Ried/See bei Schwieberdingen" als geeignet für Windräder an (StZ, 17,09.2015).
Ein paar Daten zu Windkraftwerken:
Die Leistung eines modernen Windrads reicht von etwa 4 MW bis deutlich über 6 MW an Land oder über 10 MW offshore. Mit Nabenhöhen von bis zu 200 m und Gesamthöhen von bis fast 290 m produzieren sie 10 bis 15 GWh Energie im Jahr. Vergleichbare Offshore-Anlagen erreichen etwa die 4-fache Leistung.
Zum Vergleich Photovoltaik:
Der Wirkungsgrad von typischen Silizium-Solarzellen liegt unter idealen Bedingungen (1000 W/m² Einstrahlung bei 25°C) bei 15-22 %. Dazu kommen Leitungs- und Wechselrichter-Verluste. Für eine elektrische Ausgangsleistung von 1 kW(peak) wird so eine Kollektorfläche von 5 - 7 m² benötigt. Tatsächlich folgen die Solarmodule nicht der Sonne und die Module werden nicht gekühlt. Außerdem ist die Strahlungsleistung stark von der Bewölkung oder der Tageszeit abhängig. Eine 1 kW(peak)-Anlage (maximale elektrische Leistung 1 kW) in Deutschland liefert im Jahr ca. 1000 kWh elektrische Energie.
Um die Energie einer durchschnittlichen Windkraftanlage mit Photovoltaik zu produzieren wird also ein ca. 10 ha großes Photovoltaik-Feld benötigt. Oder 1500 Häuser mit einer heute üblichen 10 kW(peak)-Anlage.
Dialog der Gemeinde und mit den Bürgern über die zukünftige Nutzung auf der Basis der 2015 erarbeiteten Konzepte
Stand 2022
Inzwischen ist die AVL von dem Ziel, die Deponie ca. 2025 zu schließen, abgerückt und plant - gegen den Widerstand der Gemeinde Schwieberdingen - dies für etwa 2035. Außerdem will sie danach einen Teil der Fläche weiter selbst nutzen für ein Müll-Logistikzentrum, einen Wertstoffhof und Parkmöglichkeiten für Müllautos.
Im Osten der Deponie wurde inzwischen mit der Oberflächenabdichtung eines Teilabschnitts begonnen, wo die AVL 2023 einen Wald anlegen will (LKZ, 5.3.2022). In den folgenden Jahren plant die AVL die Anlage von "(Obst-)Wiesen, Ackerflächen oder Habitate für gefährdete Tierarten".
Workshop zur Nutzung der Deponie - 2015
Im November 2014 hat die AVL der Gemeinde Vorschläge für "die Möglichkeit der Gestaltung nach den Vorstellungen der lokalen Gesellschaft" gemacht, wie die Flächennutzung "in der Kooperation zwischen der Gemeinde Schwieberdingen und der AVL gestaltet werden" könne. (Präsentation AVL-A.Tschackert). In diesem Rahmen wurden auch ein Tag der offenen Tür und ein Workshop "Zukunftswerkstatt Nachnutzung Deponie Am Froschgraben" (4.7.2015) organisiert, in denen die Wünsche der Bürger Schwieberdingens für die weitere Nutzung der Deponie abgefragt wurden.. Vorgeschlagen wurden 40 Ideen, u.a. (zitiert aus dem Protokoll Zukunftswerkstatt Nachnutzung Deponie Am Froschgraben):
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Damals noch kein Thema war eine inzwischen häufig angesprochene Photovoltaik-Anlage.
Die Deponie
Die frühere "Gemeindemüllkippe" (bis ca. 1980) wurde 1999 als Deponie Froschgraben mit einer Fläche von 42 ha von der AVL in Betrieb genommen. Ursprünglich sollte sie 2025 +-2 Jahre geschlossen und rekultiviert werden. 2013 wurde eine Aufstockung der Deponie um 1,9 Mio m² genehmigt. Im Planfeststellungsverfahren zur Deponie-Erhöhung wurde festgelegt, dass der überwiegende Teil "frühestens ab 2025" als landwirtschaftliche Fläche und als Wald genutzt werden sollte.
2014 und 2015 wurden von der AVL und der Gemeinde Schwieberdingen mehrere Aktionen mit Bürgerbeteiligung zur späteren Nutzung der Derponie durchgeführt. Auf einer öffentlichen Führung wurden die Nutzung der Deponie und auch Fragen zur Wirtschaftlichkeit beantwortet. In einer Präsentation vor dem Gemeinderat wurden Möglichkeiten der späteren Nutzung vorgestellt, die die AVL unterstützen wollte (2014 Tschackert). Daran schloss sich ein Workshop "Zukunftswerkstatt Nachnutzung Deponie Am Froschgraben" an, in dem zahlreiche Ideen gesammelt wurden. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht bekannt, dass die Jahre davor radioaktiv belastete Abfälle aus Karlsruhe auf der Deponie gelagert wurden (s. Freimessmüll).
Während Schwieberdingen trotzdem weiter auf das ursprünglich mündlich zugesagte Laufzeitende 2025 +-2 Jahre besteht, geht die AVL wegen zurückgegangener Liefermengen von einer Laufzeit bis etwa 2033 aus. Erste Teilflächen werden jedoch inzwischen abgedeckt und sollen 2023 bewaldet werden.
2021 verkündete die AVL dann, sie wolle einen Teil der Deponiefläche langfristig weiter nutzen als Wertstoffhof und als Stellplatz für Müllfahrzeuge. Gegen diese weitere Nutzung stellt sich die Gemeinde.
2015 wurde bekannt, dass die AVL "radioaktiven Bauschutt aus atomaren Anlagen aus dem Landkreis Karlsruhe" auf der Deponie in Schwieberdingen gelagert hat (StZ, 2016). Weiter sollen 3350 t radioaktiv kontaminierter Abfälle aus Neckarwestheim in Schwieberdingen und Horrheim abgelagert werden, was die Gemeinderäte der betroffenen Gemeinden sowie der Kreisrat abgelehnt haben. Aktiv hat auch eine "Interessengemeinschaft Deponien Froschgraben Schwieberdingen und Burghof Horrheim" gegen die Einlagerung dieser Abfälle gekämpft.
Trotz dieser allgemeinen Ablehnung wurde am 16.3.22 die erste Ladung von 3,6 t aus Neckarwestheim in Horrheim eingebaut (LKZ, 17.3.22 und StZ, 17.3.22).
Im Gegensatz zu den ersten Lieferungen aus Karlsruhe, von denen nicht mal bekannt ist, wo genau sich was befindet, gibt es jetzt nicht zuletzt auch aufgrund der kritischen Begleitung durch die Interessengemeinschaft und der Kreis- und Gemeinderäte (und anderer vergleichbaren Initiativen in ganz D) ein sehr detailliert
definiertes Prozedere, wie der Müll eingebaut wird, wie die Lage dokumentiert wird, wie verhindert wird, dass radioaktiver Staub die Umgebung, bei uns insbesondere unsere Kleingartenanlage, verseucht, und wie dies alles überwacht wird.